Die Klarinette in der Klassik:
Instrumente mit 5 und 6 Klappen
Fünfklappige Klarinetten erscheinen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und werden bis weit ins 19. Jahrhundert hinein gebaut. Das typische Instrument der Klassik ist sechsteilig, aus Buchsbaum mit Elfenbein- oder Hornringen und mit auf Böcken, Wulsten und Sättlen montierten eckigen später runden Flachklappen. Im unterschied zu Klarinetten mit vier und weniger Klappen haben hunderte von 5- und 6-klappigen Instrumenten bis heute überlebt. Dieser Typus ist somit im Allgemeinen keineswegs selten. Die fünf Klappen sind stets die Überblasklappe, die a1-Klappe, die e/h1-, fis/cis1- und es/as2-Klappe. Um das falsch platzierte, aber grifftechnisch nur dort mögliche Loch für f/c1 ein wenig in die akustisch richtige Position zu schieben, weisen die Instrumente einen Wulst am Unterstück mit schräg nach unten gebohrtem Loch auf.
viereckige Flachklappen an einer Klarinette von Griessling & Schlott (li.)
runde Flachklappen an einer Klarinette von Noblet (re.)
auf Säulchen montierte cis1-Klappe an einer Klarinette von Noblet
Die sechste Klarinette ist auf dem europäischen Kontinent die Klappe für cis1. Jean-Xavier Lefèvre (1763-1829), aus Lausanne stammender Klarinettist und Professor am Pariser Conservatoire, liess wohl als erster eine solche durch seinen Klarinettenbauer Jean-Jaques Baumann (1772-ca. 1830) an seinen Instrumenten anbringen.
Auf englische Klarinetten hingegen ist die sechste Klappe stets eine a1-h1-Trillerklappe an der Seite des Oberstücks, wie sie in meiner Sammlung zum Beispiel das Instrument von D'Almaine aufweist.
Klarinetten mit fünf oder mehr Klappen, aber mit einem Loch auf einem Wulst für f/c1 wurden - obgleich spätestens mit Iwan Müllers Erfindung der 13-klappigen Klarinetten um 1810 technisch überholt - bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hergestellt - als einfache und eifach zu produzierende Instrumente für Amateure.
Zeichnung einer sechsklappigen Klarinette aus J.-X. Lefèvres "Methode" (1802)
